Im Podcast geht es immer wieder um verschiedene Archive und Anlaufstellen, die wichtig sind für Eure Suche. Regelmäßig packen wir Euch die Links dazu in die Shownotes, hier aber gibt es nochmals das geballte angehäufte Wissen für den schnellen Überblick. Stand ist jeweils die neueste Podcast-Folge, wir aktualisieren also regelmäßig, wenn neue Infos dazukommen.

In KZ-Gedenkstätten wie in Neuengamme finden sich viele Informationen über Angehörige. Foto: Susanne Hakuba

Die Archive

Das Bundesarchiv

Das Archivgut des Bundesarchivs enthält eine große Zahl personenbezogener Unterlagen. Das Bundesarchiv ist jedoch kein zentrales Personenarchiv. Eine alle Bestände übergreifende einfache Suche nach Namen ist leider nicht möglich. Die Akten des Bundesarchivs lagern in verschiedenen Abteilungen an verschiedenen Standorten. Es ist zwar ziemlich kompliziert, sich als Laie da zurechtzufinden – aber irgendwann geht’s…

Personenbezogene Unterlagen militärischer Herkunft werden in verschiedenen Abteilungen des Bundesarchivs verwahrt. Sie sind leicht per Mail zu kontaktieren – auf der Seite des jeweiligen Standortes gibt es die jeweiligen Suchaufträge, die man ausfüllen muss – je mehr Infos Ihr über die betroffene Person habt, desto besser. In der Regel ist es möglich, die Akten kopieren und schicken zu lassen. Die finanziellen Rahmenbedingungen erfährt man dort.

  • Abteilung Militärarchiv (MA) in Freiburg
    Dort liegen Personalakten der Offiziere und Beamten der Wehrmacht, wehrmachtgerichtlichen Unterlagen aller Dienstgrade, Unterlagen zur Verleihung von Orden und Ehrenzeichen der Wehrmacht und Krankenunterlagen von Soldaten der Geburtsjahrgänge 1802-1899. Um so viele Informationen wie möglich bei den Angehörigen zu sammeln, wurde für das Militärarchiv und für die folgende Abteilung PA gemeinsam der Antrag auf personenbezogene Recherche zu Militärangehörigen entwickelt. Hier können die Benutzer alles angeben, was sie schon wissen. Das hilft den Archivaren, die Suche zu optimieren. Den Benutzerantrag gibt es hier.
  • Abteilung Personenbezogene Auskünfte (PA) in Berlin-Reinickendorf, bessert bekannt als ehemalige „Wehrmachtsauskunftsstelle“  oder Deutsche Dienststelle-WASt.
    Sie ermittelt Nachweise über Kriegsgefangenschaft deutscher Soldaten, hilft bei der Klärung von Vermisstenschicksalen und erteilt Auskünfte über ehemalige Angehörige des Heeres, der Reichs- und Kriegsmarine, der Luftwaffe, aber auch über Beamte, Angestellte und Arbeiter der Wehrmacht und Angehörige des männlichen und weiblichen Wehrmachtgefolges, der Organisation Todt und des Reichsarbeitsdienstes. Den Benutzerantrag gibt es hier. Mehr Tipps zur Recherche gibt’s in #27 – Abteilung PA und im Profi-Portrait von der stellvertretenden Referatsleiterin Birgit Wulf.
  • Abteilung Bereitstellung (BE) in Berlin-Lichterfelde
    Hier findet sich alles, was mit der NSDAP und ihren Gliederungen zu tun hat – vor allem der SS – und angeschlossenen Verbänden. Denn diese Akten bilden das Herzstück des Berlin Document Center, das die Amerikaner 1994 ans Bundesarchiv übergaben. Ein Überblick findet sich hier. Auch Unterlagen zu all denen, die in der Zeit des “Dritten Reiches” im Kulturbereich tätig waren und somit der Reichskulturkammer angehören, sind hier verwahrt. Hier geht’s zum Benutzerantrag. Weitere Tipps bekommt ihr im Profi-Portrait von Lutz Möser und in #24 – im Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde.
  • Die Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen in Ludwigsburg hat ab 1958 systematisch Dokumente über Kriegsverbrechen während der NS-Zeit gesammelt und ausgewertet. Akten, die nicht mehr für die Strafverfolgung benötigt werden, können eingesehen werden. Seit dem Ende des Kalten Krieges werden auch im ehemaligen Ostblock lagernde Unterlagen gesichtet, darunter das umfangreiche „NS-Archiv“ des Ministeriums für Staatssicherheit der ehemaligen DDR sowie Bestände im gesamten Osteuropa. Darüber hinaus erstreckt sich die Tätigkeit neuerdings auch auf Südamerika. Hier kann man zum Beispiel nachfragen, wenn man wissen will, ob die Wehrmachtseinheit des Großvaters an Kriegsverbrechen beteiligt war.

Die Landes- und Staatsarchive

Hier liegen in der Regel die Akten der Spruchkammerverfahren – auch bekannt als „Entnazifizierungsakten“ und auch die Gestapo-Akten. Es gilt das Landesarchiv, wo der oder die Angehörige zur Zeit des Verfahrens gelebt hat. Diese Akten sind eine wahre Fundgrube für neue Informationen, aber auch mit viel Vorsicht zu lesen. Die Akten kann man auch online beim jeweiligen Landesarchiv bestellen und muss die Kopierkosten zahlen. Hier gibt es eine Übersicht über die einzelnen Landesarchive.

Weitere Archive

Die Arolsen Archives sind das internationale Zentrum über NS-Verfolgung mit dem weltweit umfassendsten Archiv zu den Opfern und Überlebenden des Nationalsozialismus. Die Sammlung mit Hinweisen zu rund 17,5 Millionen Menschen gehört zum UNESCO-Weltdokumentenerbe. Sie beinhaltet Dokumente zu den verschiedenen Opfergruppen des NS-Regimes, zur Zwangsarbeit sowie zu Displaced Persons und Migration nach 1945. Ein großer Teil der rund 30 Millionen Dokumente ist inzwischen im Online-Archiv der verfügbar.

Das Hans-Litten-Archiv in Göttingen mit besonderem Schwerpunkt auf Arbeiterinnen- und Arbeiterbewegung sowie Verfolgungsgeschichte des NS-Regimes

Das VVN/BdA-Archiv in Oberhausen, gut zu erreichen auch telefonisch immer montags unter der Tel. 0208 84834577

Bundesämter

Im sogenannten „Wiedergutmachungsarchiv“, dass mehr als 1 Mio. Akten umfasst, sind in den dort aufbewahrten Entschädigungsakten die einzelnen Verfolgungsschicksale und der Gang der Entschädigungsverfahren dokumentiert. Grundlage ist das Bundesgesetz zur Entschädigung für Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung (Bundesentschädigungsgesetz – BEG) vom 29. Juni 1956.  Alle Entschädigungsverfahren sind in einem zentralen Register, der Bundeszentralkartei (BZK) zu finden. Sie wird vom Land Nordrhein-Westfalen im Auftrag des Bundes und der Länder bei der Bezirksregierung Düsseldorf geführt. Dort lohnt sich eine Anfrage, wenn Du wissen möchtest, ob Deine Großeltern entschädigt wurden.

Datenbanken

Einen guten Überblick über nationale und internationale Datenbanken bietet die Seite Orte der Erinnerung 1933-1945, ein Internetangebot des Arbeitskreises der Gedenkstätten in Berlin und Brandenburg und der Ständigen Konferenz der Leiter der NS-Gedenkorte im Berliner Raum.

Weitere Datenbanken für Fragen nach Verfolgten

  • Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer von Yad Vashem
  • Opferdatenbank der Theresienstädter Initiative (auch Sinti und Roma):
  • Gedenkbuch des Bundesarchivs, Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 – 1945
  • Holocaust Survivors and Victims Database des United States Holocaust Memorial Museum (USHMM), führt auch Überlebende auf.
  • Deportationslisten der jüdischen Bevölkerung aus dem Deutschen Reich finden sich hier und hier.
  • Der Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes gibt mit der (digitalisierten) Zentralen Namenskartei Auskunft über den Verbleib von über 20 Millionen Menschen (Wehrmachtsvermisste und Zivilverschleppte), die in Deutschland durch den Zweiten Weltkrieg und seine Folgen vermisst wurden und werden. Neu erschlossene Informationen aus den Archiven der Nachfolgestaaten der ehemaligen UdSSR bringen häufig erst jetzt Gewissheit für die Angehörigen.

Archivdienste

Wenn Ihr nicht selber suchen wollt oder Hilfe bei Suche und der Einschätzung braucht….

Mentale Unterstützung

  • Die KZ Gedenkstätte Neuengamme bei Hamburg bietet zweimal im Jahr verschiedene Gesprächs- und Rechercheangebote für Nachfahren von Täterinnen, Mitläufern aber auch von Verfolgten an. Auf der Seite der Gedenkstätte findet Ihr einen guten Überblick. Mit dem Leiter und Initiator der Seminare, Oliver von Wrochem, haben wir schon in #2 Der Anfang gesprochen. Auch ein Materialienheft zur Familienrecherche hat die Gedenkstätte zusammengestellt, für 5 € zuzügliche Porto zu bestellen.
  • Der Arbeitskreis für intergenerationelle Folgen des Holocaust, PAKH e.V. bietet Unterstützung bei allen Fragen rund um Gefühlserbschaften aus der NS-Zeit, bei Nachkommen von Täterinnen und Profiteuren ebenso wie von Verfolgten.

Sonstige Hilfen

Du hast alte Dokumente, kannst sie aber nicht lesen? Ehrenamtliche Sütterlinstuben helfen Dir weiter. Ihre Hilfe kostet nichts, aber über eine Spende freut man sich.