Karola Fings leitet an der Forschungsstelle Antiziganismus am Historischen Seminar der Universität Heidelberg das Projekt „Enzyklopädie des NS-Völkermordes an Sinti und Roma in Europa“.
In #23 sprechen wir mit ihr über die nationalsozialistische Verfolgung von Sinti und Roma.
Ziel des vom Auswärtigen Amt geförderten Enzyklopädie-Projekts ist es, historisches Wissen und aktuelle Forschungsergebnisse zu Ursachen, Strukturen und Verlauf des nationalsozialistischen Völkermords an den Sinti und Roma aus ganz Europa zu bündeln und dann Interessierten weltweit zur Verfügung zu stellen. Denn bislang gibt es zwar in den einzelnen europäischen Ländern Wissenschaftler*innen, die sich mit dem Thema beschäftigen, aber keinen gemeinsamen Ort, diese Ergebnisse zusammenzuführen.
Davor kuratierte Karola Fings beim RomArchive, dem digitalen Archiv der Sinti und Roma, den Bereich „Voices of the Victims“. Hier soll all denen die Stimme zurückgeben werden, die im Nationalsozialismus als Roma, Sinti oder als Angehörige einer anderen Romanes sprechenden Gruppe verfolgt wurden.
Die nationalsozialistische Verfolgung von Sinti und Roma und der Umgang mit der Minderheit nach 1945 ist seit vielen Jahren einer von Karola Fings Forschungsschwerpunkten – als Wissenschaftlerin, aber auch als stellvertretende Direktorin des NS-Dokumentationszentrums Köln, wo sie bis 2020 tätig war. Von ihr sind seit 1990 schier unzählige Lokal- und Regionalstudien, Spezialuntersuchungen veröffentlicht worden, aber auch Darstellungen, die einen guten Überblick ermöglichen. So hat Karola Fings wesentlich dazu beigetragen, dass die nationalsozialistische Verfolgung von Sinti und Roma in Forschung und Bildungsarbeit endlich einen festen Platz hat. Zudem war sie Teil der von der Bundesregierung eingesetzten Unabhängigen Kommission Antiziganismus. Im Juni 2021 legte diese dem Bundestag ihren Abschlussbericht vor.
Drei Fragen, drei Antworten
Wenn Ihr mehr wissen wollt….
…über Karola Fings Arbeit zur nationalsozialistischen Verfolgung von Sinti und Roma
- „Sinti und Roma. Der nationalsozialistische Völkermord in historischer und gesellschaftspolitischer Perspektive“, Dachauer Symposium zur Zeitgeschichte, Bd. 19, Wallstein Verlag 2021, hrsg. mit Sybille Steinbacher, 20 Euro.
- „Perspektivwechsel. Nachholende Gerechtigkeit. Partizipation“. Bericht der Unabhängigen Kommission Antiziganismus, hrsg. vom Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat, Berlin 2021 (zusammen mit 10 weiteren Mitgliedern der Unabhängigen Kommission Antiziganismus).
- „Sinti und Roma. Geschichte einer Minderheit“, 2. Aufl., C.H. Beck 2019, 9,95 Euro.
- „Der Völkermord an den Sinti und Roma im Deutschen Reich. Lokale Initiative und nationalsozialistische Rassenpolitik“, in: Einsicht. Bulletin des Fritz Bauer Instituts, Ausgabe 20, 11 (2019), S. 6-15
- „Voices of the Victims. Eine andere Perspektive auf den Völkermord an den Sinti und Roma Europas“, in: GedenkstättenRundbrief, Nr. 194, 6/2019, S. 31-35
- „Zigeunerverfolgung im Rheinland und in Westfalen 1933-1945. Geschichte, Aufarbeitung und Erinnerung“, Paderborn u.a. 2012, mit Ulrich F. Opfermann, 39,90 Euro.
- „Rassismus, Lager, Völkermord. Die nationalsozialistische Zigeunerverfolgung in Köln“, (= Schriften des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln, Bd. 13), mit Frank Sparing, Emons Verlag 2005, 28,50 Euro.
- „‘… einziges Land, in dem Judenfrage und Zigeunerfrage gelöst‘. Die Verfolgung der Roma im faschistisch besetzten Jugoslawien“, Verlag des Rom e.V., 1992, mit Cordula Lissner und Frank Sparing. Zu finden übers Antiquariat.
- Weitere Aufsätze und Beiträge zum Thema findet ihr hier.
…über weitere Themen von Karola Fings
- „Hinrichtung von Wehrmachtsoldaten in Bachem“, in: Jahrbuch des Frechener Geschichtsvereins, 15 (2019), S. 129-136
- „Hürtgenwald – Perspektiven der Erinnerung“, Berlin 2016, hg. mit Frank Möller, 22 Euro.
- „Deportiert ins Ghetto. Die Deportationen der Juden aus dem Rheinland im Herbst 1941 ins Ghetto Litzmannstadt (Łódź)“, bearb. im Auftrag des Arbeitskreises der NS-Gedenkstätten und –Erinnerungsorte in NRW e.V., Köln 2012, mit Hilde Jakobs
- „Zukunftsprojekt Westwall. Wege zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit den Überresten der NS-Anlage“, Weilerswist 2008, hg. mit Frank Möller, 18 Euro.
- „Krieg, Gesellschaft und KZ: Himmlers SS-Baubrigaden“, Schöningh 2005. Erhältlich übers Antiquariat.
- „Messelager Köln. Ein KZ-Außenlager im Zentrum der Stadt“, Schriften des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln, Bd. 3, 22,50 Euro.
- weitere Aufsätze und Beiträge findet Ihr hier.