Der Sachbearbeiter im Bundesarchiv Lichterfelde leitet den Bereich personenbezogener Anfragen und recherchiert dann nach Dokumenten zu Euren Großeltern.

In Folge 24 erzählt er uns von seiner Arbeit.

Vor Zettelkästen steht Lutz Möser nur aus nostalgischen Gründen, ein Großteil der Bestände ist längst digitalisiert. Foto: Melanie Longerich

Der gelernte Speditionskaufmann kam über Umwege zum Bundesarchiv. Anfang der 1980-er Jahre las er in der Zeitung eine Stellenanzeige, in der die Amerikaner noch für das damalige Berlin Document Center (BDC) einen Archivangestellten suchten. Dort wurden vor allem personenbezogene Unterlagen aus der NS-Zeit gesammelt, mit denen die Nürnberger Prozesse vorbereitet werden sollten: 1994 gingen die Unterlagen des BDC ins Bundesarchiv über und wurden dann mit den eigenen Beständen aus dem Deutschen Reich schrittweise zusammengeführt, seit 1996 sitzt das Archiv in der einer geschichtsträchtigen ehemaligen Kaserne an der Finckensteinallee in Berlin-Lichterfelde. Das Herz des Bestandes ist die NSDAP-Mitgliederkartei, des weiteren findet Ihr hier alles rund um die Parteiorganisation, Personalakten rund um SS und SA und weiterer NS-Organisationen, sowie Akten der Reichskulturkammer, des Volksgerichtshofes und von Gestapo-Dienststellen.

In seinen Anfangsjahren noch im BDV recherchierte Lutz Möser vor allem personenbezogenene Anfragen, heute leitet er diesen Bereich. Durch die Jahre wühlte er sich durch so viele Akten von SS und SA-Angehörigen, dass er heute über ein beachtliches Fach- und Detailwissen verfügt.

Gerade in der Anfangszeit als Archivangestellter arbeiteten Mäser und seine Kolleg*innen eng mit in- und ausländischen Ermittlungsbehörden, dem Simon Wiesenthal Center und dem OSI zusammengearbeitet. Denn viele Kriegsverbrecher*innen lebten zu dieser Zeit noch unerkannt auf freiem Fuß. Heute ist diese Zusammenarbeit sehr viel seltener geworden. Der letzte große Fall war John Demjanjuk. Einen Großteil der Anfragen, die heute bearbeitet werden, kommen von Euch.

Drei Fragen, drei Antworten

Wie beginnt man in Ihrem Haus mit der Recherche?

Zunächst kann man sich von Zuhause aus schonmal einen Überblick über das Rechercheportal invenio verschaffen. Doch man muss sich darauf einstellen, dass nicht alle Informationen und vorhandenen Dokumente dort aufgelistet werden – aus den unterschiedlichsten Gründen. Es empfiehlt sich daher, seine Suchanfrage lieber direkt an berlin@bundesarchiv.de zu richten, gerne mit Details, wie etwa Berufen – oder wo man sonst schon recherchiert und was man herausgefunden hat. Je mehr wir wissen, umso spezifischer können wir suchen. Von dort werden die Anfragen erst beim hauseigenen Recherchedienst vorrecherchiert und dann zu uns, den Bearbeiter*innen, weitergeleitet. Es gibt zu dem einige Recherchewege (Karteien und andere Findhilfsmittel), die nur uns zugänglich sind.

Was passiert dann?

Wenn wir Akten gefunden haben, werden die kopiert oder auf einen USB-Stick gezogen und an die Anfragenden verschickt. Welchen Weg sie für sich wählen, wurde vorher im Benutzerantrag vermerkt. Dazu erhalten sie zusätzlich Informationen für weiterführende Recherchen zu Institutionen wie Archiven außerhalb der Kompetenz des Bundesarchivs. 

Gibt es Besonderheiten im Ihrem Haus?

Bei Anfragen zu SS-Angehörigen sollte erwähnt werden, dass die Akten der SS-Führer (über 60.000 Akten) relativ vollständig sind (Akten zu reichsdeutschen SS-Führern sind zu etwa 90 Prozent überliefert). Im Gegensatz zu SS-Unterführern und -Mannschaftsgraden, deren Akten nur rudimentär überliefert sind. Dasselbe gilt für Anfragen zu SA-Angehörigen.