Joachim
Der Großvater von Melanie, Jahrgang 1897. In der Familie gilt er als „Sohn aus reichem Haus“. Und er sei Rittmeister gewesen. Das war aber eigentlich alles, was zu erfahren war. Immerhin hat er 1941 begonnen, für seine älteste Tochter ein Tagebuch zu führen, aus dem sich einiges ableiten lässt. So war er nach dem Ersten Weltkrieg im Freikorps aktiv und auch im Stahlhelm und: er hielt definitiv nichts von der Weimarer Republik. Aber warum genau wurde er – obwohl schon älter – sehr früh Mitglied der SA? Was genau geschah bei ihm zwischen 1933 und 1945? War er nur Mitläufer – oder sogar Profiteur?
Otto
Das ist Brigittes Großvater, Jahrgang 1898. Von ihm sind nur zwei Aufnahmen überliefert. Diese hier dürfte seine Frau gemacht haben. Man sieht ihn, seine Schwester und die drei Söhne. Wenn man das Alter der Kinder in Betracht zieht, müsste dies Weihnachten 1929 sein. 1945 wurde er, der sich als Sozialdemokrat im NS-Staat etlichen Schikanen ausgesetzt sah, aber sich, wie es in der Familienüberlieferung hieß, „so durchgemogelt hatte“, noch eingezogen und an der Ostfront „verheizt“. Was in den Jahren zwischen 1933 und 1945 genau passiert ist? In der Familie wurde kaum darüber gesprochen, und wenn, dann nur bruchstückhaft. So entstand das Bild eines Mannes, der nicht mit den Wölfen heulen wollte, aber auch kein Widerstandskämpfer war. Doch stimmt dieses Bild?